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5. Tag Vorderriß bis Hinterriß

Bei Vorderriss im Morgennebel

Bei Vorderriss im Morgennebel

Morgennebel liegt im Tal und hat auf der Außenhaut des Zeltes einen dünnen Wasserfilm gebildet. Alles ist ein wenig feucht und leider lässt sich das Zelt mit den nassen Handtüchern nicht trocken rubbeln. Der Rucksack ist mit all dem Wasser heute bestimmt ein halbes Pfund schwerer als gestern. Nächstes Mal ein Stück Stoff für sowas mitnehmen. Nach einem kärglichen Frühstück gehen wir zunächst ein Stück parallel zur Straße im ausgetrockneten Bett des Rissbaches und wechseln dann auf diese. Sichtweite etwa 50 Meter. Wir wechseln zwischen Straße und Flussbett ab. Wohnmobil parkt auf einem kleinen Parkplatz. Eigentlich streng verboten. Der Führer versucht zwischen Vorderriß und Hinterriß Wirtschafts- und Wanderwege zu benutzen, die mehr oder weniger neben der Fahrstraße herlaufen. Aber wenn man keine genaue Karte dabei hat folgt man lieber den Straßenschildern. Wir hatten Glück und es war kaum ein Auto weit und breit. Auf Höhe des Rissbachwehrs verzieht sich der Nebel und macht den Blick auf das schöne Rissbachtal frei. Zur Linken der Schafreuter , zur Rechten der Vorderskopf und in Laufrichtung der Karwendelkamm. Kurz nach dem Rissbachwehr überschreiten wir die Deutsch/Tiroler-Grenze und befinden uns nun in Österreich. Nach ein paar hundert Metern wechselt die Straße auf die andere Flussseite während der Wanderweg rechtsseitig bleibt. Bis Hinterriß geht man nun auf einem gut ausgebauten Forstweg.
Grenze Bayern/Tirol

Grenze Bayern/Tirol

Bei Vorderriss im Morgennebel

Bei Vorderriss im Morgennebel

In Hinterriß angekommen kehren wir im Gasthof zur Post ein und bestellen zweimal die Karte von oben bis unten. Wenn man im Freien sitzt, kann man beim Essen den Hirschen im anliegenden Gatter beim Äsen und den Forellen im Teich beim Schwimmen zuschauen. Nach Hinterriß geht es ziemlich bald rechts von der Straße ab, einen steilen Forstweg hinauf, der sich nach einem halben Kilometer nach rechts ins Johannital wendet. Kurz danach wandelt sich der breite Weg zu einem schmalen Steig und noch ein bisschen später erodiert der Steig weg, und man muss sich auf einem, einen Fuß breitem Absatz, über Geröllhalden bewegen. (Es kann natürlich sein, dass der Weg dort mittlerweile ausgebessert ist). Wir kommen an einer verfallenen Alm vorbei, die sich aber nicht zum Übernachten eignet und schlagen am Rand des Flussbetts - kurz nachdem wir wieder auf die Fahrstraße gestoßen sind - unser Zelt auf. Viel Platz ist nicht, und die Zeltleinen müssen wegen des harten Bodens an Bäumen festgebunden werden. Wir waschen uns im eiskalten Wasser des Baches und nutzen den Rest des Tages zur Regeneration. Leider fängt es aber bald an zu regnen, zunächst schwach, dann immer stärker und schließlich ist es ein Gewitter mit Platzregen. Draußen wird es dunkel, wir liegen bei Ohren betäubendem Lärm von
Karwendel kurz vor dem Ahornboden.

Karwendel kurz vor dem Ahornboden.

Regen und tosendem Bach im Zelt und versuchen, den Wassereinbrüchen beizukommen. Teil des Problems ist, dass sich Zelt Innen- und Außenwand berühren. Ein wenig besser wird das durch Abspannungen mit Reepschnur, die das Innenzelt von den nassen Außenwänden weghalten.
Zelt am Fluss

Zelt am Fluss

Der Regen ist allerdings so stark das beim Einschlag der Regentropfen immer ein kleiner Schauer über uns niedergeht. Erkenntnis: Zelt ist offensichtlich nicht dicht. Schlafsäcke werden nass. Bei der Dunkelheit und dem Unwetter ist es natürlich nicht möglich, zurück nach Hinterriß abzusteigen: Also versuchen wir, auszuharren so gut es geht. Nach einer Stunde schwächt sich der Regen auch ab, es nieselt nur noch. Jetzt allerdings hören wir ein Schnaufen vor dem Zelt, mal aus der einen Richtung, mal aus der anderen, und es stolpert etwas über die Zeltleinen und stößt gegen die Zeltwand. Die Nacht schlafe ich mit einem Taschenmesser in der einen und dem Pfefferspray in der anderen Hand so gut wie gar nicht. Wildcampen ist eher was für Indolente.


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